Warum wir jetzt eine gGmbH gründen – Tätowierungen als ergänzende Option der Nachsorge
Gemeinnützige Tattoos?
Einige haben es bereits mitbekommen: Bei Extend the Scope passiert seit Monaten sehr viel im Hintergrund. Denn wir gehen einen Schritt, den vor uns noch niemand gewagt hat:
Die Gründung einer gemeinnützigen GmbH für Tätowierungen – die Extend the Scope gGmbH.
Das ist mehr als nur ein neuer Namensbestandteil; es ist ein konsequenter Schritt, der unsere tägliche Arbeit, unsere Haltung und unsere Vision dauerhaft auf ein neues Fundament stellt und über uns als Personen hinaus langfristig das System verändern kann.
Wir möchten damit nicht nur psychosozial unterstützende Tätowierungen für Betroffene zugänglich machen, sondern auch einen Beitrag dazu leisten, dass diese Leistungen gesellschaftlich und institutionell besser verstanden und anerkannt werden; als Teil eines ganzheitlichen Verständnisses von Nachsorge, Selbstbestimmung und Lebensqualität.
Langfristig sollen über die gGmbH auch Forschungsarbeit, Aufklärung, Vernetzung und Fortbildung ermöglicht werden, im Zentrum steht aber die konkrete Unterstützung von Menschen, die bisher keinen Zugang zu diesen Leistungen hatten, sei es aus finanziellen oder strukturellen Gründen.
Warum machen wir das?
Viele Menschen, die zu uns kommen, bringen eine Geschichte mit, die unter die Haut geht – im wahrsten Sinne des Wortes.
Allen gemeinsam ist das Gefühl von „Das, was man da sieht, bin nicht ich.“
Und dieses Gefühl der Unvollständigkeit oder Un-Passung kann durch eine rekonstruktive, kaschierende oder gestaltende Tätowierung transformiert werden, hin zu Selbstwirksamkeit und Selbstsicherheit.
Narben nach Operationen, Unfällen oder durchlebten Krisen. Körperveränderungen nach Krankheit, Gewalt oder Transition. Oft mit medizinischer Indikation, seelischem Leidensdruck, aber ohne klaren Versorgungsweg. Kein klassisches „normales“ Tattoo. Keine Kassenleistung. Kein Platz im System.
Genau hier liegt die Lücke.
Und genau hier wollen wir mit der gGmbH ansetzen.
Wir haben uns entschieden, diesen Weg gemeinnützig zu gehen: Mit klaren Qualitätsstandards, mit Wirkungsmessung, mit Kooperationspartnerschaften aus Medizin, Forschung und Selbsthilfe. Und mit euch.
Was ist hinterher anders?
Die gGmbH wird alles bündeln, was medizinisch oder psychosozial indiziert ist:
Rekonstruktionen (z.B. Brustwarzen, Bauchnabel, Nägel), Narben-Camouflage oder Cover-Ups von Narben und belastenden Alt-Tattoos.
Was bedeutet das konkret?
- Es wird gerechter:
Bedürftige Menschen (nach § 53 AO) können in Zukunft durch Spenden oder Projektmittel gezielt unterstützt werden. - Es wird klarer:
Medizinisch begründete Anliegen werden als solche behandelt, ggf. in Zukunft eingebettet in Modellprojekte zur Entwicklung ergänzender Versorgungspfade (z.B. nach Mastektomien). - Es wird sichtbarer:
Für Ärzt*innen, Krankenkassen, Förderstellen und alle Unterstützenden soll nachvollziehbar werden, was Tätowierungen bewirken können. - Es bleibt herzlich:
Unsere künstlerischen Tattooarbeiten, die Beratung, die Atmosphäre, die akribische Dokumentation, all das bleibt. Nur werden die „normalen“ Tattooprojekte formal sauber getrennt vom gemeinnützigen Bereich.
Und kann man jetzt schon dabei helfen?
Die gGmbH ist noch nicht offiziell eingetragen, die Gründungsprozesse sind noch im Gange. Aber sie kommt sehr bald. Bis dahin brauchen wir vor allem eins: Eure Geduld, euer Verständnis und eure Unterstützung.
🕰 Habt bitte Nachsicht, wenn eure Anfrage derzeit länger liegen bleibt – wir jonglieren gerade mit sehr vielen Themen gleichzeitig und müssen völlig neue Prozesse für alles entwickeln. Da wir ja die ersten sind, die so etwas tun, gibt es keine Vorbilder oder Muster, an denen wir uns orientieren könnten… Alles muss selbst von Grund auf neu als System gebaut werden.
🌟 Hinterlasst eine Bewertung, wenn ihr euch bei uns gut aufgehoben gefühlt habt. Jede Stimme stärkt die Sichtbarkeit – auch gegenüber Förderstellen und Krankenkassen.
💬 Kommentiert unsere Posts auf Social Media, teilt unsere Inhalte oder empfehlt uns weiter. Sichtbarkeit ist kein Selbstzweck, sie ist die Voraussetzung, um eine Versorgungslücke dauerhaft zu schließen.
💡 Bleibt dran! Wir halten euch auf dem Laufenden – auch zu möglichen Infoveranstaltungen, Spendenaktionen oder Unterstützungsformaten, sobald es soweit ist.
Und zuletzt…
Diese Gründung ist das Ergebnis aus über 30 Jahren Berufserfahrung, aus Gesprächen mit Ärzt*innen, Psycholog*innen und hunderten Stunden mit Betroffenen.
Sie entsteht aus dem Wunsch, etwas dauerhaft zu verändern.
Danke, dass ihr Teil davon seid.
Gründungs-Infos
- Wann ist es soweit?
Ab dem 01.01.2026 werden alle unsere Leistungen über die gGmbH erbracht. - Wer macht die Geschäftsführung?
Stefanie wird Geschäftsführerin. Denis bleibt euch natürlich auch als Tätowierer erhalten. - Wie finanziert sich die Gründung?
Bislang durch Bootstrapping und mit einer zweckgebundenen Treunhandspende, für die wir sehr dankbar sind.
Du hast eine Frage oder eine Idee zum Start der ersten gemeinnützigen GmbH für Tätowierungen?